Mittagsschlaf - nur etwas für Kinder?

Mittagsschlaf - nur etwas für Kinder?

Stefan, Gründer von OPTIMUM PERFORMANCE®, Sportwissenschaftler und Vitalstoffberater. Stefan, Gründer von OPTIMUM PERFORMANCE®, Sportwissenschaftler und Vitalstoffberater.
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Was sich früher fast schon wie eine Strafe anfühlte, ist im Erwachsenenalter umso schöner: der Mittagsschlaf. Aber wer als Erwachsener regelmäßig ein Schläfchen mitten am Tag hält, wird schnell als faul abgestempelt, schließlich passt das ja auch überhaupt nicht zusammen. Oder etwa doch?

Nach einem Mittagsschlaf fühlen sich viele Menschen noch abgeschlagener und der Rest des Tages ist damit eigentlich gelaufen. Das liegt aber nicht am Schlaf selbst, sondern an dessen Länge. Optimalerweise dauert er maximal 20 Minuten. Man spricht dabei heutzutage auch vom sogenannten Power Nap. Wenn das Mittagstief eintritt und gar nichts mehr geht, kann der Körper damit in kurzer Zeit neue Kraft tanken. Aber warum nur 20 Minuten? Weil du nach etwa einer halben Stunde in die erste Tiefschlafphase verfällst. Wirst du dann unliebsam aus dem Schlaf gerissen, grüßt Desorientiertheit und Abgeschlagenheit.

Kennst du das Gefühl, wenn du nach der Arbeit auf der Couch eingeschlafen bist, plötzlich aufwachst und dich erst einmal orientieren musst, weil du keine Ahnung hast, wo du bist oder wie spät es ist? Genau das kann passieren, wenn du schon im Tiefschlaf warst. Bevor du dich zur Mittagsruhe legst, stelle dir also einen Wecker oder schlummere einfach im Sitzen ein. Dann wachst du nicht nur früher auf, sondern auch das Aufstehen fällt dir leichter. Immerhin ist Sitzen ja schon halbes Aufstehen.

Liegt es in unseren Genen?

Aber warum werden wir denn am frühen Nachmittag überhaupt müde? Einerseits liegt das natürlich daran, dass du bis dahin schon einiges geleistet hast und dem Feierabend entgegenfieberst. Aber US-amerikanische Forscher fanden noch etwas ganz anderes heraus: Es gibt tatsächlich eine chronobiologische Grundlage. Die Ströme, die am frühen Nachmittag durch unser Gehirn fließen, ähneln denen, die am Abend vorherrschen. Auch unsere Neurotransmitter unterstützen dann weniger das Wachbleiben, sondern vielmehr das Einschlafen.

Bereits im Jahr 1986 wurde dahingehend ein spannendes Experiment durchgeführt. Forscher des Institute for Circadian Physiology in Boston und des Max Planck Instituts in München führten freiwillige Probanden über mehrere Wochen in einen Raum, in dem weder Tageslicht hineindrang, noch Uhren vorhanden waren. Die Probanden konnten schlafen, wann immer sie wollten.

Es zeigte sich, dass sie in der Nacht – ohne zu wissen, dass sie bereits angebrochen war – den meisten Schlaf tankten, sich aber auch am frühen Nachmittag für 1 bis 2 Stunden hinlegten. Im Schnitt folgte der Mittagsschlaf etwa 12 Stunden nach dem Aufstehen am Morgen. Dieser und zahlreiche weitere Versuche legen nahe, dass es tatsächlich in uns veranlagt zu sein scheint, dass unser Körper auch mitten am Tag nach einer kurzen Auszeit ruft. Aber wozu das Ganze?

Deshalb ist ein Mittagsschlaf auch im Erwachsenenalter eine Überlegung wert

Während eines kurzen Mittagsschlafs tanken wir Kraft, ganz klar. Doch nicht nur auf physischer, sondern auch auf psychischer Ebene erholen wir uns. Nach einem Schläfchen können wir uns wieder besser auf unsere Aufgaben konzentrieren, uns leichter Dinge merken und noch einmal ordentlich produktiv werden. Sogar verbesserte Blutdruckwerte können bei einigen Personen verzeichnet werden. Wer an zu hohem Blutdruck leidet, kann sich also durchaus ab und zu einmal eine Mütze Schlaf am Mittag oder dem frühen Nachmittag gönnen.

Hast du am Abend allerdings ohnehin schon Probleme damit, einzuschlafen, dann solltest du von einem Power Nap am Tag eher absehen. Deine Schlaflosigkeit könnte sich sonst noch verschlimmern. Außerdem solltest du dich nicht dazu zwingen, zu schlafen. Signalisiert dir dein Körper keine Müdigkeit, dann brauchst du das Schläfchen jetzt auch nicht. Tritt die Müdigkeit nicht am Mittag, sondern sogar erst am späteren Nachmittag ein, dann verschiebe dein Nap, um den Efekt der Erholung zu maximieren. Bist du noch putzmunter, ist die Zeit, die du dir für dein Päuschen eingeplant hast, schließlich schon wieder vorbei, bevor du überhaupt eingeschlafen bist.

Suche dir ein bequemes Plätzchen an einem Ort, an dem du dich wohlfühlst und wirklich abschalten kannst. Plane dir auch noch etwas Zeit zum Aufwachen ein. So musst du dich nicht direkt wieder in die Arbeit stürzen, sondern kannst erst einmal in Ruhe wieder im Hier und Jetzt ankommen. Und natürlich nicht vergessen: Wecker stellen! Immerhin hast du ja im Anschluss noch etwas zu tun, wofür du gerade neue Kraft tankst.

Im Alter ist vom Mittagsschlaf allerdings lieber abzusehen. Das zeigen zumindest verschiedene Studien, unter anderem eine der Huazhong Universität Wuhan. Der Schlaf von knapp 32.000 Menschen mit einem Alter von im Schnitt 62 Jahren wurde analysiert. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer, die am Tag mehr als 1,5 Stunden zusätzlich schliefen, ein erhöhtes Schlaganfallrisiko aufwiesen. Grund dafür könnten unter anderem die Cholesterinwerte sein, die sich bei Vielschläfern erhöhen.

Doch keine Angst, das bedeutet nicht, dass jede ältere Person, die sich ab und zu einmal ein etwas längeres Mittagsschläfchen gönnt, direkt wertvolle Lebensjahre verliert. Um dahingehend allgemeingültige Aussagen treffen zu können, müssen noch weitere Studien durchgeführt werden. Probanden, die maximal eine Stunde am Tag schliefen, wiesen übrigens kein erhöhtes Schlaganfallrisiko auf.

Dennoch gilt, wie bei so vielen Dingen im Leben – weniger ist mehr. Auch wenn es gerade noch so gemütlich ist, vergiss nicht, dass du es dir selbst immer schwerer machst, je länger du deinen Mittagsschlaf ausdehnst. Um wirklich besten Nutzen daraus ziehen zu können und möglichst viel Kraft für den Rest des Tages zu sammeln, stellst du dir unbedingt einen Wecker und stehst nach 20 Minuten auf.
Noch mehr zu dem Thema Schlaf & Regeneration findest du hier. https://optimum-performance.de/tools/blog/category/regeneration 

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