Konzentrationsstörung vs. Konzentrationsschwäche – wo ist der Unterschied?

Konzentrationsstörung vs. Konzentrationsschwäche – wo ist der Unterschied?

Caroline Stingl
5 Minuten Lesezeit

Hat eine Person starke Probleme damit, sich auf gewisse Dinge zu fokussieren und schon kleine alltägliche Aufgaben, die ein geringes Maß an Konzentration erfordern, gestalten sich schwierig, ist schnell von einer Konzentrationsschwäche die Rede. Dabei ist dem häufig gar nicht so. Oftmals liegt schlichtweg eine Konzentrationsstörung vor. 

Beide Begriffe nutzen die Menschen sehr oft synonym, denn sie wissen es nicht besser. Dabei gibt es tatsächlich Unterschiede, weshalb beide Probleme anders behandelt werden müssen. Du fragst dich, woher du wissen sollst, was auf dich zutrifft und wie du dich am besten entsprechend verhältst? All das klären wir nun auf.

Ein Blick in deinen Alltag

Das bedeutendste Unterscheidungsmerkmal liegt in der Dauer. Eine Konzentrationsstörung tritt temporär auf während eine Konzentrationsschwäche permanent anwesend ist. Was davon auf dich zutrifft, kannst du ganz leicht selbst herausfinden.

Bei einer Konzentrationsstörung kannst du dir in der Regel gut selbst helfen. Stelle dir folgende Fragen:

- Stehst du aktuell unter starkem Stress?
- Kommt Bewegung in deinem Alltag deutlich zu kurz?
- Ernährst du dich ungesund?
- Trinkst du zu wenig Wasser?
- Sind deine Nächte sehr kurz?

Beantwortest du ein paar dieser Fragen oder sogar alle mit einem klaren „Ja“, dann sind deine Probleme vermutlich nur temporär. Das heißt, du kannst der Sache selbst ein Ende setzen, indem du genau an diesen Punkten arbeitest. Analysiere sie allerdings vorher genau. Hast du das Gefühl, dass du zu wenig schläfst, weil dir nicht nur der Fokus fehlt, sondern du auch dauerhaft müde bist? Das muss nicht unbedingt der Ausgangspunkt sein. Schläfst du jede Nacht 7 Stunden lang, liegt der Grund wahrscheinlich woanders. Schließlich macht auch eine zu geringe Wasser- oder Nährstoffzufuhr müde und unkonzentriert.

Mache dir am besten Notizen zu jeder Frage. Schreibe dir auf, wo sich dein Stresspegel auf einer Skala von 1 bis 10 gerade befindet. Notiere dir, ob du heute körperlich aktiv warst und was du in welcher Menge gegessen und getrunken hast. Dafür musst du natürlich nicht alles abwiegen, für so etwas hat schließlich nicht jeder Zeit. Eine grobe aber dennoch realistische Schätzung ist hierbei ausreichend.

Bezüglich des Schlafes schreibst du dir am besten nicht nur auf, wie lang er angedauert hat, sondern auch wie erholsam er war. Hast du sehr unruhig geschlafen und bist ständig aufgewacht, leidet seine Qualität. Dafür gibt es dann Minuspunkte. Führe auf diese Wiese eine Art Tagebuch. So findest du schnell heraus, wo die Ursache für deine Konzentrationsstörung tatsächlich liegt und kannst genau an diesen Punkten arbeiten.

Wenn ein gesunder Lebensstil nicht ausreicht

Bei einer Konzentrationsschwäche hingegen, kann all das zwar helfen, die Probleme zu mildern, allerdings wird die Ursache damit nicht behoben.

Wichtig zu wissen ist dabei erst einmal, dass die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, erlernt wird. Die Grundsteine dafür werden bereits im Kindergartenalter gelegt. Zahlreiche Spielhersteller sind sich dessen bewusst und haben mittlerweile unzählige Spiele entwickelt, die Kinder dahingehend fördern, ohne dass der Spaß dabei verloren geht.

Im Kindesalter ist es aufgrund dieses noch andauernden Lernprozesses häufig gar nicht so leicht zu erkennen, ob eventuell eine Konzentrationsschwäche vorliegt oder schlichtweg noch etwas Übung und Motivation notwendig sind. Doch egal ob im Kindes- oder im Erwachsenenalter – im Zweifelsfall ist der Gang zum Arzt immer die richtige Entscheidung. Wollen die Konzentrationsprobleme trotz eines entsprechend ausgerichteten Lebensstils einfach nicht verschwinden, kann der Sache eine Funktionsschwäche des Gehirns zugrunde liegen.

Der wohl bekannteste Vertreter einer solchen Funktionsschwäche ist ADS bzw. ADHS. Das zeigt sich beispielsweise durch nahezu dauerhafte geistige Abwesenheit, auch wenn die Person direkt angesprochen wird. Der Alltag wird von Flüchtigkeit bestimmt. Betroffene nehmen gewisse Dinge teilweise gar nicht erst wahr, denn sie sind im Kopf schon ganz woanders. Gedanken werden nicht zu Ende geführt, Sätze bleiben manchmal unvollendet im Raum stehen oder werden so schnell gesprochen, dass zwischendrin auch mal das ein oder andere Wort fehlt. Stillsitzen und Zuhören gehört auch nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen.

All das sind natürlich nicht zwingend Indizien dafür, dass eine derartige Funktionsschwäche des Gehirns vorliegt. Schätzt du deinen Lebensstil allerdings als sehr gesund ein und empfindest deinen Alltag alles andere als stressig, dann kann ein Besuch beim Arzt Licht ins Dunkel bringen. Vielleicht schätzt du deinen Lebensstil einfach nur völlig falsch ein oder der Sache liegt tatsächlich ein kognitives Problem zugrunde.

Damit, dass du dich intensiv mit dem Thema Konzentration beschäftigst, allein schon weil du diesen Beitrag hier gerade liest, machst du bereits einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Um noch mehr Wissen über das Thema Konzentration zu bekommen, schau doch hier einmal vorbei. 

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